Eltern wissen, wie schnell ein Unfall mit Kindern geschehen kann. Im Kinderzimmer, in der Küche, im Freien - überall lauern unvorhersehbare Gefahrenherde. Ein kleiner Notfallratgeber.
Kinder wollen die Welt um sie herum entdecken, mit Tasten, Hören und Fühlen. Ein Regal lockt zum Hochsteigen, ein abgefallenes Pflanzenblatt wird in den Mund gesteckt, eine kurz achtlos hingestellte Putzmittelflasche wird zum Untersuchungsgegenstand. Die Kinder können Gefahren nicht einschätzen. Schon ist es passiert: eine Schnittwunde, Nasenbluten, eine leichte Verbrennung oder ein Zahnunfall.
Was tun im Ernstfall?
Je kleiner die Kinder sind, desto gefährdeter sind sie auch. «Die Zeitspanne vom Säuglingsalter bis zur Schule ist, was Unfälle betrifft, die gefährlichste», diese Erfahrung macht Philipp Dietschi, dipl. Drogist HF, in seiner Drogerie in Muttenz. «Die Verletzungen sind aber zum Glück meist nur Bagatellunfälle und deshalb meist problemlos selbst zu meistern. Im Schulalter sind die Verletzungen generell seltener, jedoch dann meistens gravierender, zum Beispiel Sport- oder Fahrrad-Unfälle.»
Bei einem Unfall fühlen sich die Eltern oft hilflos. Was ist jetzt zu tun? Philipp Dietschis Ratschlag: «Eine gute 1.-Hilfe-Apotheke und universell einsetzbare Medikamente wie eine Spagyrik oder Schüssler Apotheke leisten in diesen Momenten unbezahlbare Dienste.» Der Experte weiter: «Nach der Erstversorgung gilt es, das Kind zu beobachten, möglicherweise verändern sich die Symptome in den nächsten ein bis zwei Stunden und ein Arztbesuch drängt sich auf. Im Zweifelsfall bekommen Eltern Rat in ihrer Apotheke oder Drogerie. Die Experten im Fachgeschäft können einschätzen, ob der Besuch beim Arzt nötig ist oder Sie als Eltern ausreichende Hilfe leisten können.
Generell gilt, wenn das Kind weint, erschrocken ist und vielleicht in dieser Situation auch nicht richtig ausdrücken kann, was passiert ist: Ruhe bewahren. Dies beruhigt auch das Kind und gibt ihm Sicherheit, bis die Fachpersonen sich des Kindes annehmen können. «Denn», so Philipp Dietschi, «die psychische Betreuung ist zentral für das Verarbeiten eines gesundheitlichen Ausnahmezustandes. Fühlen sich Eltern unsicher bei der Bewältigung einer Notfall-Situation, gibt es von verschiedenen Organisationen thematische Elternkurse zur Vorbereitung.
Philipp Dietschi
dipl. Drogist HF, Betriebsleiter der Drogerie Dietschi in Muttenz
Unfälle verhindern
Es kann einiges dazu beigetragen werden, damit die Wahrscheinlichkeit eines Unfalles kleiner wird. Dazu zählt ein altersgerechter, unverkrampfter Umgang mit Gefahren. Als Beispiel: Feuer. Das Kind kann den richtigen Umgang mit Feuer lernen, wenn es mit einem Elternteil ein Feuer entfachen darf und dabei den korrekten Umgang erlernt, anstatt mit angstbehafteten Verboten «geschützt» zu werden. Denn die Neugierde und das Verbotene locken immer.
Erste Hilfe bei
Schürfungen: klassische Wundversorgung (reinigen, desinfizieren, verbinden). Bei unblutigen Verletzungen hilft Kühlgel und eventuell ein Stützverband gemäss PECH-Regel: P = Pause, E = Eis, C = Compression/Kompression, H = Hochlagerung
Sturz (vom Wickeltisch): Arztbesuch. Bei Bewusstseinsausfällen sofort zur Notfallaufnahme ins Spital fahren.
Verbrennungen: Kleinere Verbrennungen können selbst fachgerecht versorgt werden (mindestens 5 Minuten mit kühlem Wasser abspülen, danach desinfizieren und Wunde mit Verbrennungsgel und Spezialkompressen verbinden. 2x täglich kontrollieren. Ein Arztbesuch ist nur bei Komplikationen wie einer Infektion nötig.). Bei Verbrennungen, die grösser sind als eine Hand, ist ein Arztbesuch zwingend nötig.
Vergiftung (mit Waschmittel, Säure usw.): Gift eruieren, sofort Tox-Zentrum (Notfallnummer 145!) anrufen. Bei äusserlichen Vergiftungen (Verätzungen): Wunde sofort und mit Wasser während 15 Minuten spülen, parallel dazu Tox-Zentrum anrufen. Bei innerlichen Verletzungen Tox-Zentrum anrufen und die Anweisungen befolgen. Widerstehen Sie vor dem Gespräch mit dem Experten dem Drang, Ihrem Kind etwas zu verabreichen oder auf eigene Faust etwas zu versuchen.
Ersticken: Erste-Hilfe-Szenarien gemäss Nothelfer-Kurs, parallel Notfall 144 benachrichtigen.
Schnittwunde/Platzwunde: gut reinigen, desinfizieren, wenn die Wunde grösser als 2 cm, zum Arzt, kleinere Schnittwunden selbst mit Steri-Strip kleben und mit Gaze abdecken. Steri-Strip erst nach 48 Stunden wechseln.
Reaktion auf Bienen-/Wespenstich: Insektenstich-Spray anwenden. Bei Atembeschwerden oder apathischem Verhalten unverzüglich den Arzt verständigen.
Zahnunfall: sofort Zahnarzt oder Spital mit kieferorthopädischer Abteilung konsultieren.